Vor zwei Jahren hieß es noch, dass alle 72 Stunden eine Frau durch einen Femizid sterbe. Doch die momentane globale Lage von Frauen zeigt: Diese Zahl ist längst nicht mehr aktuell- leider im negativen Sinne. Denn die Lage in Palästina, im Sudan, in Korea, im Kongo und anderen Konfliktregionen stellt die Gefährdung des Leben der Frauen deutlich dar. In Deutschland gab es im Jahr 2023 laut des BKA beinahe täglich einen Femizid, und versucht wurde es 938 mal. Und wer waren die Täter? Männliche Tatverdächtige. Die Zahlen steigen erschreckend.
In anderen Teilen der Welt sind die Umstände noch viel grausamer. Im Sudan nahmen sich Frauen in Massen das Leben, um sich vor sexueller Gewalt zu schützen – der Tod erscheint ihnen erträglicher als eine Vergewaltigung. Doch selbst der Tod schützt Frauen nicht vor sexualisierter Gewalt. Diese Realität macht mehr als deutlich, wie tief verwurzelt Sexismus und Gegen Frauen weltweit sind.
Von Sexismus zu Femizid
Was klein beginnt – eine sexistische Einstellung, ein frauenfeindlicher Kommentar – endet in extremen Fällen in einem Femizid. Es ist wichtig, an diesem Tag, dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, den Fokus auf die Gewalt gegen Frauen zu legen. Dieser Raum ist für sie und ihre Geschichten geöffnet.
Lünen ist nicht befreit von dieser Schrecklichkeit. Auch hier fanden noch vor kurzer Zeit Femizide statt. Wichtig ist: Femizide wurden lange z.B. von den Ruhr Nachrichten nicht direkt benannt. Es war Rede von Ehrenmorden, Familienstreitereien. Das Problem eines Femizids, also das Töten aufgrund des weiblichen Geschlechts, wurde auch von anderen Medien relativiert und nicht als solches beschrieben, was es gefährlicher macht.
Erst vor ein paar Tagen wurde in unserer Nachbarstadt Dortmund einen Femizid verübt. Dieser wurde auch endlich so benannt. Und auch hier sehen wir wieder: die meisten Täter sexueller Gewalt, Vergewaltigung und Femiziden befinden sich im nah im Umfeld der Opfer. Auch im letzten Fall in Dortmund am 04.11.2024, 10 Tage vor dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen.
Femizide in Lünen
Der letzte (versuchte) Femizid in Lünen ereignete sich im September 2023. Ein Mann griff seine Ex-Freundin und ihr Baby in einem Park an der Marie-Juchacz-Straße mit einem Messer an. Glücklicherweise wurde der Täter gefasst und wegen versuchten Mordes verurteilt. Dieser Fall verdeutlicht das typische Besitzdenken: “Wenn ich dich nicht haben kann, soll dich niemand haben.”
Dies ist nicht der einzige Fall in Lünen. 2022 fand man eine 59-jährige Frau im Geistviertel tot auf, sie wurde erstochen. Die Hintergründe sind noch unklar. Ein besonders brutaler Fall zieht sich seit 13 Jahren: 2011 trennte sich Yasemin von Adem I.. Wut und Hass war die Reaktion auf die Trennung und auch der damalige neue Freund von Yasmin wurde brutal von einer Truppe zusammengeschlagen. Adems I. war wohl der Auftraggeber dieser Gewalttat. Yasemin wurde kurze Zeit später entführt und in Dortmund einer Gruppe Männer zur Vergewaltigung angeboten worden sein. Dies lief nicht so wie von Adem I. geplant, sodass er Yasemin misshandelt, den Kopf eingeschlagen und letztendlich erwürgt hat. Mittäterin ist vermutlich die Ehefrau von Yasemins damaligem neuen Freund. Sie verschwand und wurde damals zur Fahndung ausgerufen. Und ihre Leiche? Diese fand man Tage später auf einem Parkplatz in den Niederlanden.
Die Realität für Frauen
Es klingt wie aus einem Horrorfilm- doch sie sind bittere Realität. Viele Frauen leben in Angst, weil der Partner so tief verwurzelte sexistische Einstellungen hat und denkt, sie zu “besitzen”. Und wenn er sie nicht haben kann, ermordet er sie.
Diese schrecklichen Taten spiegeln wieder, was Sexismus und Misogynie mit dem Leben vieler Frauen anrichten können. Keine Frau, kein Opfer lebt freiwillig in solchen Situationen, viele werden erpresst, manipuliert oder bedroht, um in der Beziehung festgehalten zu werden. Bestraft wird durch Gewalt oder Vergewaltigung.
Ein Appell
Am heutigen Internationalen Tag gegen Gewalt möchte ich zusammen mit vielen anderen Schwestern appellieren, diesen Tag nicht zu ignorieren oder zu relativieren. An jedem Tag müssen wir die Opfer der Femizide, Gewalt und sexueller Gewalt bedenken und uns für sie einsetzen.
In Lünen wird dieser Tag deutlich gemacht, in dem viele Lüner Gebäude orange beleuchtet werden, die Farbe dieses Gedenktages. Es gibt einen Vortrag in Gahmen zum Thema toxische Beziehungen – von Heike Tatsch veranstaltet.
Der Wunsch von Tatsch: “Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn viele Lüner Gebäude orange angestrahlt werden würden”.
Lasst uns gemeinsam an diesem Tag gedenken und uns für alle Frauen, die von Gewalt betroffen sind, einsetzen und sie befreien.
Wenn nicht alle befreit sind, ist niemand befreit.